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MSF Measles Intervention Baboua: Vaccination Team

Statement des ExCom an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Diskriminierung und Rassismus

Liebe Kolleginnen und Kollegen

Der gewaltsame Tod von George Floyd hat weltweit Entsetzen ausgelöst und viele Organisationen dazu bewegt, eine genaue und ehrliche Standortbestimmung in ihrem Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung durchzuführen. Im Zuge dieser Selbstreflexion haben wir festgestellt, dass wir die nötigen Fortschritte in diesem Bereich trotz jahrelanger Sensibilisierung und Bemühungen zur Umsetzung neuer Massnahmen nicht annähernd schnell genug machen. Zudem spiegeln unsere Organisationsführung und die Positionen mit Einfluss innerhalb der Bewegung von Ärzte ohne Grenzen/Médécins sans Frontières (MSF) nicht die Diversität der Organisation wider.

Wir, die Mitglieder des Core Executive Die Mitglieder des Core Executive Committee (ExCom) sind die Generaldirektorinnen und -direktoren der fünf Einsatzzentralen von MSF (Amsterdam, Barcelona, Brüssel, Genf und Paris), zwei Mitglieder, die von den Geschäftsführern der MSF-Partnersektionen gewählt werden und der medizinische Sekretär von MSF International. Den Vorsitz über das ExCom führt der Generalsekretär von MSF International., sehen in der aktuellen Rassismusdebatte die Chance, Veränderungen innerhalb unserer Organisation voranzutreiben. Schmerz und Leid waren zwei Gefühle, die in den vergangenen Wochen in der MSF-Bewegung zum Ausdruck gebracht wurden und die für viele unserer Mitarbeitenden und Patientinnen und Patienten Realität sind.

In den erst vor ein paar Monaten veröffentlichten strategischen Plänen der fünf Einsatzleitstellen verpflichten wir uns zu einem starken Engagement in den Bereichen Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion. Zudem geben wir darin das Versprechen, dagegen vorzugehen, dass die Positionen mit Einfluss sich in Europa konzentrieren. Wir glauben, dass dies wichtige Schritte im Kampf gegen Rassismus innerhalb der Organisation sind. Wir alle arbeiten daran, diese Versprechen in die Tat umzusetzen. Dafür werden wir klare Meilensteine definieren und sicherstellen, dass die Vorstände, die Mitarbeitenden, die Vereinsmitglieder, die Spenderinnen und Spender sowie die Patientinnen und Patienten die Möglichkeit haben, uns während des ganzen Prozesses zur Verantwortung zu ziehen.

Uns ist bewusst, dass die Veränderungen tiefgreifend sein müssen, um unseren Mitarbeitenden ein gerechteres Arbeitsumfeld mit Chancengleichheit bieten zu können. Des Weiteren müssen wir untersuchen, wie die Ungleichheiten in unserer Organisation die Betreuung unserer Patientinnen und Patienten und unsere Transparenz ihnen gegenüber beeinflussen.

Wir müssen mehr tun, um die existierenden Vorurteile und Barrieren bei Ärzte ohne Grenzen zu verstehen und anzugehen. Manche von ihnen liegen in unseren Prozessen begründet, andere in den Kulturen der Orte, an denen Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden, wodurch wiederum unsere Verhaltens- und Denkweisen beeinflusst werden. Viele sind historisch gewachsen. Ärzte ohne Grenzen wurde in Europa gegründet. Somit sind auch unsere Praktiken und Strukturen nicht immun gegen den Einfluss der Kolonialismusvergangenheit des Kontinents. Wir müssen diese Probleme in Angriff nehmen, ganz gleich, wie unangenehm oder sogar schmerzvoll dies für die derzeitigen Entscheidungsträgerinnen und -träger auch sein mag.  

Uns ist bewusst, dass die grosse Mehrheit der von unseren Mitgliedsverbänden ernannten Generaldirektorinnen und Generaldirektoren europäischer Herkunft ist. Dies macht es nicht leicht, das Ausmass unserer eigenen Vorurteile zu erkennen und Perspektiven für die Leitung der MSF-Bewegung aufzuzeigen, die der Diversität Rechnung tragen. Wir wissen auch, dass Rassismus nicht das einzige Problem ist: Wir erleben zudem Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, der Religion, der sexuellen Orientierung und des sozialen Status.

Wir müssen Veränderungen innerhalb der Organisation vornehmen. Unter anderem gilt es:

  • die Aufstiegsbarrieren für Mitarbeitende aus Einsatzgebieten zu beseitigen;  
  • die Lohnungleichheiten innerhalb unserer Teams anzugehen;  
  • die Unterschiede bei den Risiken, denen sich die Mitarbeitenden aussetzen, zu untersuchen;
  • die generelleren Probleme wie Belästigung, Missbrauch und Diskriminierung weiter zu bekämpfen, insbesondere im Hinblick auf unsere Patientinnen und Patienten, um sicherzustellen, dass sie eventuellen Missbrauch durch MSF-Mitarbeitende melden und effektiv dagegen geschützt werden können;
  • allfällig existierende medizinische Doppelstandards kritisch zu analysieren, z. B. wenn eine minderwertige medizinische Versorgung in einer Reihe von Ländern, in denen wir tätig sind, zur Norm wird.

Als Core Executive Committee verpflichten wir uns, den Weg für die von unseren Verbänden geforderten radikalen Massnahmen zu ebnen. Wir verpflichten uns, Reformen vorzuschlagen und umzusetzen, damit sich die grosse Diversität der globalen MSF-Bewegung auch in der Zusammensetzung unserer internationalen Führungsgremien, und zwar sowohl auf Verbands- als auch auf Organisationsebene, widerspiegelt. Dadurch soll Ärzte ohne Grenzen zu einer Organisation werden, die vielfältiger, gerechter und globaler denn je ist und in der jede Person ihren Teil dazu beitragen kann, die medizinische humanitäre Hilfe von morgen zu prägen. 

Nelke Manders, Generaldirektorin MSF Holland, Vorsitzende von OCA
Meinie Nicolai, Generaldirektorin, MSF OCB
Marta Cañas, Generaldirektorin, MSF OCBA, MSF Spanien
Thierry Allafort-Duverger, Generaldirektor, MSF Frankreich
Liesbeth Aelbrecht, Generaldirektorin, OCG
Jeremie Bodin, Generaldirektor, MSF Japan
Erwin van’t Land, Generaldirektor, MSF Norwegen
Christopher Lockyear, Generalsekretär, MSF International